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GEGEN DAS DIKTAT DER KLEINEN GRUPPE
Versprengte Betrachtungen zum widerständigen Gesellschaftsleben in Prenzlauer Berg


Freund von Döners Vetter Sülze, Soße aus Elysium – leicht sägt sich’s an dem Ast, auf dem man sitzt. Wir leben von der Frucht vergangner Zeiten.

Das Diktat der Macht ist irrational geworden. Die neuesten Sprachspiele trainieren die Unterwerfung unter die Verwechslung von Konsum und Glück. Die Verpackung ist der Inhalt. Die erweiterte Akkumulation des Kapitals ist eine tickende Todesmaschine. Der Krieg ist nur eine Falle. Lügen auf Lügen, diktiert von Idioten: Asche ist Kapital, Gnade ist Kapital, Liebe ist Kapital. Wolken, Ratten, Katzen, Kinder sind Kapital. Die Abbuchung erfolgt künstlich intelligent von den Almosen.

Obwohl mit Wissen und Kraft ausgestattet, sind wir doch blind und machtlos – dies auszusprechen empfiehlt sich nicht, schnell steht man als Hans Wurst da, der seine Unzurechnungsfähigkeit zur Schau stellt. Wir spielen Vergeltung mit echten Toten, die im Anmarsch sind, unsre Köpfe zu besetzen. Eine Dosis Glück plus eine Dosis Unglück, das wird geschluckt: der Schmerz von verschenktem Sein mit dem Genuss von geschenktem Schein.

„Es ist aber nit euer, sondern der Herren Streit! Ihr seid nit, die da streiten – Staaten führen Kriege! Der Kampfgeist ist irre. Der große Sieg des Angriffs gegen die Vernunft steht bereit, die Geschichte zu deflorieren. Die Regierungen bewahren ruhig Blut; sie begnügen sich damit, eures zu vergießen. Sie sind doch mächtig nicht durch sich! Ihr seid es doch, durch die sie mächtig sind!“

Die Bäume und ihre Äste winken ergeben einer Übermacht. Wenn wir nicht an die Rettung durch ein höheres Wesen glauben, bleibt uns nur die bittere Einsicht, dass Menschen die Giftsuppe auslöffeln müssen, welche sie eingebrockt haben.

„Es ist Zeit! Dran, dran, weil ihr Tag habt! Laßt euch nicht erschrecken das schwache Fleisch! Und greift der Feind redlich an, so sollt ihr sein Geschwätz nicht fürchten!“ Eher katapultieren und graben wir uns aus dem Nullpunkt heraus, als dass das Raubbürgertum von seiner Verfügungsgewalt abrückt. Die neuesten Sprachspiele trainieren die Unterwerfung unter die Sinnvernichtung des Ernstfalls. Was bleibt, sind die Möglichkeiten von Literatur, den Regeln, den Regelungen und Maßregeln zu widerstehen.

Tag und Nacht, früh und spät, Schicht für Schicht wird Geschichte gemacht: Das Land zum Gelände, der Wind zum Gewinde, der Griff zum Begriff, der Wein zur Lache, das Lachen zum Weinen. Es steht, was der Fall ist (die Lage), in Pfützen; und überfällig ist der Überfall.

Verlängerter Remix aus Zeilen von Alexander Brener (a. d. Russischen von Barbara Schurz und Bert Papenfuß), Ingolf Brökel, Stefan Döring, Jonathan Eibisch, Henryk Gericke, Egon Günther, Georges Henein (a. d. Französischen von Vincent Sauer), Johannes Jansen, Jörg-Michael Koerbl, Arian Leka (a. d. Albanischen von Zuzana Finger), Thomas Müntzer, Bert Papenfuß, Gustavo Petro (a. d. Spanischen von Adriana Yee Meyberg), Andreas Paul, Helmhold Reinshagen, Christine Sohn, Lothar Trolle, aufgelesen in Abwärts!, Heft 46/47, BasisDruck Verlag, Berlin, Januar 2023.

01. feb 2023


last update: 17. jul 2023